Ein Elektroauto braucht viel zu lange zum Laden?
Natürlich dauert es länger als Benzin oder Diesel in einen Tank zu füllen. Der Unterschied ist aber, dass im Alltag gar kein Laden nötig ist. Zumindest für alle, die Zugang zu einem Stromanschluss haben
Muss man mal unterwegs laden, weil das Ziel außerhalb der Reichweite des eigenen Akkus liegt (mehr als 400km sind dabei heute absolut üblich) kann in der Regel schnell mit Gleichstrom geladen werden. In 20 Minuten sind die meisten Akkus wieder auf 80% und es kann weitergehen.
Besitzer von Fotovoltaikanlagen können den eigenen Strom nutzen, sei es direkt an der eigenen Wallbox zuhause oder über die sogenannte Cloud. Die Cloud funktioniert hierbei wie ein virtueller Speicher, aus dem de Strom an kooperierenden Ladestationen wieder entnommen werden kann.
Wenn jeder ein Elektroauto hat, geht uns der Strom aus?
Würde man den gesamten deutschen PKW-Verkehr bei heutiger Fahrleistung elektrisch bewegen, wären ca. 100 Terawatt Leistung notwendig. Das sind ganz grob 20% mehr Strom als ganz ohne E-Autos. Die Energieversorger wissen – im Gegensatz zur öffentlichen Meinung – dass diese Leistung im Prinzip heute schon da ist. Zum Vergleich: allein der Februar 2020 lieferte 20 Terawatt – und zwar nur aus deutschen Windanlagen. Würde man den eingesparten Stromaufwand zur Herstellung und Vertrieb der fossilen Brennstoffe gegenrechnen und noch berücksichtigen, dass Besitzer von E-Autos am liebsten nachts laden wird deutlich, dass es dieses Problem erfreulicherweise nicht gibt.
Wenn alle gleichzeitig laden brechen die Netze zusammen?
Das sind Aussagen von renommierten Wissenschaftlern mit viel Sendezeit im öffentlich-rechtlichen Fernsehen. Und sie haben Recht. Wenn alle gleichzeitig ihren Staubsauger einschalten, bricht das Netz auch zusammen.
Auch hier sind Fakten der bessere Ratgeber. Die durchschnittliche tägliche Fahrleistung eines PKW beträgt großzügig berechnet 40 km. Ein nicht besonders sparsames E-Auto verbraucht hierfür 8 kwh elektrische Energie. Selbst eine normale Haushaltssteckdose schafft das in 3 Stunden. Deutsche Hausanschlüsse sind in aller Regel dreiphasig, d.h. der tägliche Ladevorgang benötigt nur eine Stunde. Das gilt bei den ohne Umbau des Hausanschlusses praktisch überall verfügbaren 11 kwh. Von den 22 Stunden, die ein Auto im Durchschnitt steht, ist das der kleinste Anteil (und bringt uns hoffentlich bald zu der Frage, ob wir diese Fahrzeuge alle brauchen).
Eine sehr abenteuerliche Rechnung legte kürzlich der bekannte Professor Harald Lesch vor, in der er gar 350 kwh Ladeleistung zugrunde legte und auf 1 Million Büroheimkehrer hochrechnete (Lesch 2019). Kein vernünftiger Mensch würde sich eine Gleichstrom-Schnelladestation in seine Garage einbauen. Schnelladen muss man, wenn überhaupt auf Langstrecken, und dann sicher nicht bei 1 Million Fahrzeugen gleichzeitig. Zur Verdeutlichung: In Deutschland gab es Stand 2019 14.459 Tankstellen – man sieht da sehr selten an allen Tankstellen 70 Fahrzeuge gleichzeitig (was in Summe eben die Million ergäbe).
Die Herstellung der Batterien ist sehr umweltschädlich?
Wenn man sich ähnlich ungeschickt wie bei der Produktion und der Verbrennung von Benzin und Diesel verhält, ist das denkbar. Im Gegensatz zur Verbrennung gibt es aber sehr saubere Möglichkeiten. Batterien sind ohne Zweifel für die nächsten Jahre im Fokus der Innovation, denn abgesehen von der Batterie sind E-Autos sehr viel preiswerter als Verbrenner und das ist natürlich immer interessant. Aber auch die heute verfügbaren Batterien sind auf einem sehr guten Stand. Lithium an sich ist ein völlig unschädliches Metall das in der Batterie für viele Jahre seinen Dienst tut und danach nicht irgendwo verbrannt in der Atmosphäre unterwegs ist, sondern mit der Batterie praktisch vollständig recycelt werden kann. Bei all den Negativ-Schlagzeilen über Lithium muss man zunächst wissen, dass derzeit nur ca. 5 % des Lithiums auf Autos entfallen. Und man sollte auch genauer hinsehen, was z.B. Wasserverbrauch mit der Lithium-Gewinnung zu tun hat. Direkt eigentlich gar nichts. Für die Batterie eines heutigen Elektrofahrzeuges wird in etwa soviel Wasser „verbraucht“ wie für die Erzeugung von 500 Gramm Rindfleisch. Wenn man das Trocknen von Salzwasser zur Gewinnung von Salz als „Verbrauch“ bezeichnen will.
Noch neutraler betrachtet haben wir mit diesen „neuen“ Rohstoffen die Chance, aus den Fehlern des Verbrennungszeitalters mit all ihren bis heute bestehenden Umweltbelastungen zu lernen und saubere Abbaumethoden der im Gegensatz zum Öl sauberen Rohstoffe sicherzustellen.
Elektroautos können brennen?
Stimmt auch, tun sie aber sehr viel seltener als Verbrenner (liegt bei dieser Bezeichnung ja auch nahe). Die bisherige Erfahrung sagt, dass bezogen auf gefahrene Kilometer Verbrennungsfahrzeuge ungefähr 40-100 mal häufiger in Flammen aufgehen (Wik-2019). Und das nach 130 Jahren Entwicklung! Da sind die Elektrofahrzeuge jetzt schon sehr viel sicherer.